Audio- und Video-Liveaufnahmen Akustik-Produktionen · Mastering
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Singen im Chor 1/3

Wer bei seinen Mitsängern den Eindruck hat, dass das Singen im Chor ausschließlich eine Art der Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit ist, sollte folgende Sammlung kritisch-ironischer Betrachtungsweisen über Probenarbeit und Chorkonzerte lesen. Danke dabei an Felix Schonauer, den Verfasser der
 

‘Zehn Gebote - Hilfen für die Chorarbeit’.

 

1. Deine Stimme ist die beste! Darum sollte man sie auch hören können. Wenn alle leise singen, singst Du aus vollem Halse! Pausen sind eine gute Chance, auf Deine Stimme aufmerksam zu machen.

 

2. Singen ist Arbeit. Du opferst Dich auf für den Chor. Das sollte man auch sehen: Mache ein grimmiges, abweisendes Gesicht, etwa so wie Napoleon nach der Schlacht von Waterloo!

 

3. Wer übt, betrügt die Kollegen. Chorproben sind für Minderbegabte! Du kannst es auch so. Komme, wenn unbedingt nötig, erst zur Generalprobe. Alle notwendigen Informationen kannst Du Dir im Gespräch mit Deinen Mitsängern auch während der Probe holen.

 

4. Wenn Du zur Probe kommst, dann komme zu spät! Alle großen Künstler kommen zu spät, daran erkennt man die Genialität. Außerdem ist es vornehm, es hebt Dich aus dem gewöhnlichen Chorvolk heraus und Du wirst vom Chorleiter extra begrüßt.

 

5. Die Anweisungen des Chorleiters gelten nur für die weniger begabten Sänger, keinesfalls für Dich! Außerdem hätte der berühmte Chorleiter von XXX das alles genau andersherum erklärt. Teile alle abweichenden Interpretationen sofort halblaut den Anderen mit.

 

6. Das Einsingen ist gedacht für Sänger, die ihre Stimme nicht kennen oder unter Kontrolle haben, also nicht für Dich. Höre schweigend zu, lächle still vor Dich hin und zeige durch Gesten, wie unsäglich albern Du das Ganze findest! 

 

7. Für die Vollständigkeit und Lesbarkeit der Noten bist nicht Du zuständig, sondern der Notenwart. Du brauchst damit also nicht allzu sorgfältig umzugehen, kannst Deine Stimme mit Textmarker hervorheben und bissige Bemerkungen zur Probe an den Rand schreiben (damit Du sie nicht vergisst).
Neue Lieder sind immer zu schwierig oder textlich völlig unmöglich.

 

8. Die Chorprobe ist ein Anlass der Geselligkeit und der Kommunikation. Teile Dich also Deinen Kollegen mit. Ein Chorleiter, der dadurch gestört wird, ist ein schlechter Chorleiter!

 

9. Das Herrichten des Probensaals und das Aufräumen hinterher ist ein Job für Streber oder Aktionisten. Außerdem kommt man leicht zu spät zum ‘Après Chor’ in der Gaststätte nebenan. Verzichte darauf! 

 

10. Ein Chor ist, nach Darwin, eine Gruppe von Menschen, in der nur die Besten überleben. Versäume also keine Gelegenheit, bei Patzern anderer Sänger zu lästern oder Dich beim Chorleiter zu beschweren.

 

Bedenke immer: Es ist für jeden Chor eine Ehre, dass Du mitsingst.

 

Singen im Chor 2/3

Auf der Hompage der Marktkirche Neuwied findet sich folgende Variante der “Zehn Gebote für Chorsänger”
Danke auch hier an den Verfasser Felix Schonauer.

 

1. Du sollst als Chorsänger die Möglichkeit nutzen, beim Singen Dein persönliches Profil hervorzuheben, besonders durch Lautstärke, eigenes Tempo und individuelle Textgestaltung. Lasse Dich darin keinesfalls durch kleinliche Besserwisserei des Dirigenten beirren.

 

2. Noten, Pausen und ähnliche Zeichen dienen nur der graphischen Ausschmückung des Textes; ihre Beachtung kannst Du getrost Malern, Graphikern und sonstigen außer-musikalischen Kunstfreunden überlassen.

 

3. Häufiges Fehlen bei Proben und Aufführungen steigern Deine Wertschätzung. Bedenke, dass Du nach einiger Zeit als Rarität gefeiert wirst. 

 

4. Ob Du 10 Minuten zu früh oder zu spät zur Probe kommst, ist reine Geschmackssache; als Zuspätkommer hast Du aber den großen Vorteil, dass viel mehr Leute Deine Anwesenheit zur Kenntnis nehmen. Beginne nach Deiner Ankunft sofort mit dem Nachbarn eine Diskussion über allgemein interessierende Themen, wie Haus, Küche, Schule, Kinder, Politik u.ä. Dies schafft ein gutes Arbeitsklima.

 

5. Du sollst Dich unmittelbar vor dem Einsatz kräftig räuspern. Es zeigt den Zuhörern an, dass es gleich losgeht. Deine Stimmbänder werden es Dir überdies danken.

 

6. Zögere nicht, den Einsatzton eines Liedes nach eigener Vorstellung selbst anzustimmen. Der Dirigent wird freudig aus dem reichhaltigen Angebot des Chores etwas Passendes aussuchen.

 

7. Trage energisch dazu bei, dass neue Chormitglieder nicht vorlaut werden; sie sind vielmehr schon bei den ersten Proben auf den ihnen angemessenen Rang, der sich ausschließlich nach den vor Ort abgeleisteten Dienstjahren bemisst, zurechtzustutzen.

 

8. Sollte ein neues Stück in der Probe nicht auf Anhieb klappen, so beginne ohne Umschweife auf eigene Faust einzelne Passagen mit den Kollegen Deiner Stimmlage zu üben. Es entlastet nicht nur den Chorleiter, sondern erzeugt zudem ein überaus reizvolles Tongemisch.

 

9. Zögere nicht, beim Aufstellen, insbesondere vor Publikum, den Standplatz im Chor unter Einsatz aller verfügbaren taktischen Mittel zu erkämpfen und beharrlich zu verteidigen. Bedenke, dass die guten Plätze entweder ganz vorne oder ganz weit hinten sind. Örtliche Besonderheiten lassen sich oft strategisch als hervorgehobener Standpunkt oder - je nach Deiner Persönlichkeitsstruktur - als Deckung nutzen.

 

10. Spare niemals mit konstruktiver Kritik, vor allem, wenn es darum geht, Neuerungen einer kritischen Prüfling zu unterziehen. Originelle Beiträge, wie "So ein Sch...!", "Das hat’s bei uns noch nie gegeben!” oder "Sch...lied!" wirken motivierend und bewahren vor schlimmen Fehlentscheidungen.

 

Bei konsequenter Befolgung dieser zehn Gebote kann auf Dauer der Erfolg nicht ausbleiben.

Singen im Chor 3/3

Es gibt - Gott sei Dank - auch Sänger, die das Singen im Chor ernst nehmen und ihre eigenen Stärken dem Gesamtklang für den Chor unterordnen. Danke an den von mir sehr geschätzten Verfasser Felix Schonauer für die

 

‘Zehn Gebote - Hilfen für die Chorarbeit in einer Neufassung’.

 

Hier ist bisher nur das 8. ‘Gebot’ zu sehen.

 

8. Der große Auftritt 1 (nur für Fortgeschrittene):
Das Singen im Proberaum unterscheidet sich sehr vom Singen beim Auftritt. Einige Unterschiede:

 

Im Probensaal
 - sind alle müde und oft unkonzertriert von des Tages Last und Mühe
 - sind die eigenen Stimmen und der Gesamtklang noch unvertraut
 - die Akustik ist oft trocken, man hört sich direkt (auch die Fehler) und die nahen Stimmen überlaut, oft
   gilt eine andere Sitz-/Stehordnung als beim Konzert
 - singen wir daher mit gesenktem Notenblatt, in der Regel im Sitzen, also meist atemlos bzw. mit
   mangelhafter Stütze
 - fehlen uns die Zuhörer mit ihren Reaktionen und damit oft die Motivation, genau zu arbeiten
 - sind die Instrumentalisten nicht oder nicht vollständig dabei
 - fehlt die oft als Belästigung empfundene Technik
 - fehlt, zumindest in vielen Proben, der Zeitdruck
 - gilt eine andere Reihenfolge der Lieder als beim Konzert
 - sind selten die selben SängerInnen beisammen wie später beim Konzert
 - sind in der Regel nur Teilgruppen mit Singen beschäftigt

 

Im Konzert
 - sind alle voll konzentriert und motiviert
 - werden die Lieder (mehr oder weniger) beherrscht
 - ist die Akustik oft stark verhallt, die eigene Stimme und der Gesamtklang werden unklar gehört
 - singen wir daher meist mit sehr erhobenem Notenblatt, damit die Reflexion dergenen Stimme
   Sicherheit gibt (die SängerInnen werden für das Publikum “unsichtbar” und daher unverständlich
 - singen wir im Stehen, also mit Atem und Stütze, aber mit zunehmenen Rückenschmerzen
 - haben wir die Kontrolle und zusätzliche Motivation durch die Reaktionen der Zuhörer
 - sind plötzlich zu viele, zu laute und völlig unberechenbare Instumentalisten dabei
 - stehen plötzlich überall die feindlichen Mikrofone und Verstärker, die den Gesang ein wenig und das
   Gequatsche perfekt übertragen, weil die Sprechstimme im optimalen Frequenzbereich (für die
   Mikrophone) liegt
 - stehen plötzlich alle unter Zeitdruck
 - sind viele von den Proben in letzter Minute, vom verkrampften Einsingen und vom Aufregungskatarrh
   völlig abgesungen
 - sind alle ständig gefordert und alle Versäumnisse der Probenarbeit werden überdeutlich
 - tröstet der Applaus über echte und vermeintliche eigene Schwächen und Fehler

 

All dies lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Versuche in Abstimmung mit dem Chorleiter und allen Beteiligten diese beiden so unterschiedlichen Sing-Situationen so oft und so genau wie möglich einander anzugleichen, so dass die positiven bzw. förderlichen Aspekte der o.g. Liste immer deutlicher hörbar werden.